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Organisation:

Deutsche Akademie für Entwicklungsförderung und Gesundheit des Kindes und Jugendlichen e.V.

Geschäftsführung:
Sabine Jahn

Kontakt:
Tel: 089 724 9680
E-Mail:
info@akademie-muenchen.de



Hintergrund zur Entwicklung des Kurses:

Die rasche und besorgniserregende Zunahme von Antibiotikaresistenzen ist im Wesentlichen auf den breiten und häufig unkritischen Einsatz von Antibiotika zurückzuführen. Verschiedene Studien gehen davon aus, dass 30 - 50% der Antibiotikagaben klinisch nicht gerechtfertigt sind. Deshalb wurden in den letzten Jahren Strategien zum rationalen Einsatz von Antibiotika entwickelt, die als Antibiotic Stewardship (ABS) bezeichnet werden. Bei Früh- und Neugeborenen, Kindern und Jugendlichen sowie auch bei jungen Erwachsenen mit chronischen Grundkrankheiten (z.B Mukoviszidose), die in der ambulanten und stationären Kinder- und Jugendmedizin behandelt werden, gibt es in Bezug auf den rationalen Einsatz von Antibiotika eine Vielzahl an Besonderheiten, die spezielle pädiatrisch-infektiologische Kenntnisse und pädiatrisch-klinische Expertise erfordern.

Primäres Ziel des Antibiotic Stewardship (ABS) ist es, unseren Patienten – nach einer gezielten mikrobiologischen Diagnostik – die bestmögliche antimikrobielle Behandlung für ihre akute oder chronisch verlaufende Infektionskrankheit anzubieten. Ein ebenso wichtiges Ziel ist es, eine antimikrobielle Behandlung zu vermeiden bzw. zu beenden, wenn diese nicht (mehr) erforderlich ist. Wesentlicher Beweggrund für einen rationalen und zurückhaltenden Einsatz von Antibiotika im Sinne des ABS ist der Schutz unserer Patienten vor

- unnötigen, nicht indizierten Antibiotikaanwendungen und deren unerwünschten Wirkungen,
   wie z.B. Antibiotika-assoziierte Diarrhoe, Arzneimittelexantheme, Störungen Organfunktion.

- der Selektion von Infektionserregern mit speziellen Resistenzen und Multiresistenzen.

- einer inadäquaten Antibiotikatherapie, die für die jeweilige Infektionskrankheit und deren
   Erregerspektrum nicht angemessen ist.

- Fehlern in der Dosierung und beim Verabreichungsschema oder unerwünschten Interaktionen mit
   anderen Arzneimitteln.

- einer zu langen Behandlungsdauer.

Ein ABS-Programm in Kinderkliniken oder anderen Kliniken, die Kinder betreuen (z.B. HNO, Orthopädie oder Kinderchirurgie), erfordert die Optimierung der Antibiotikatherapie durch ein ABS-Team, das idealerweise von einem pädiatrischen Infektiologen geleitet wird. Da viele unserer Kinderkliniken jedoch noch keinen pädiatrischen Infektiologen beschäftigen, sollte zumindest ein Arzt die von der Bundesärztekammer empfohlene Fortbildung zum Antibiotika-beauftragter Arzt absolviert haben, um die Grundprinzipen von ABS möglichst flächendeckend der Klinik zu realisieren. In pädiatrischen Behandlungszentren der Tertiärversorgung mit mehreren eigenständigen Abteilungen (z.B. Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Kinderkardiologie, Kinderonkologie usw.) sollte jede Abteilung einen solchen Antibiotika-beauftragten Arzt haben.